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Die Unsterblichkeit des Menschen
Der Sinn des Seins Lebender Systeme

von Rudi Zimmerman

Lieber Leser, liebe Freundin,

über die Sterblichkeit lebender Systeme scheint allgemeiner Konsens zu bestehen. Der Mensch stirbt einmal, kein lebendes System ist unsterblich.

Diese Erkenntnis und "Erfahrung" wird in allen Kulturen als Wahrheit angesehen.

Dennoch stimmt sie nicht uneingeschränkt, sie ist nur teilweise wahr. Man muss die Dinge nur genau betrachten. Diese wissenschaftliche Genauigkeit ist nur der Philosophie lebender Systeme eigen, weshalb ich sie auch gern Wissenschaft lebender Systeme nenne.

Der Aufbau lebender Systeme

Lebende Systeme leben ja nur teilweise. Das wird gern übersehen.
Man kann ein Lebendes System beispielsweise in seinen lebenden und seinen nichtlebenden Teil (geistig) zerlegen. Leben tun nur die Zellen Lebender Systeme, die Flüssigkeit des Blutes und der Zellzwischenräume lebt nicht, sie dient dem Transport von Nährstoffen und Energieträgern zu den Zellen und dem Abtransport der Zellabfälle. Auch die Knochen und die äußere Hornschicht des verhornenden Plattenepithels leben nicht, auch wenn sie von lebenden Zellen produziert worden sind.

Das ist nur eine von mehreren Möglichkeiten, ein Lebendes System zu zerlegen.

Eine andere Möglichkeit besteht darin, dieses System in seinen sterblichen und seinen potenziell unsterblichen Teil zu zerlegen. Das im System befindliche Wasser, das beim männlichen Menschen 70%, bei weiblichen Menschen 60% der Körpermasse ausmacht (ein Gerichtsgrundsatz), stirbt nicht, sondern wird ständig mit der Umwelt ausgetauscht. Es gibt sogar die Theorie, das Wasser Information speichern kann, so dass das vom Individuum aufgenommene (getrunkene) Wasser dem Körper auch Information zuführen würde und das mit dem Harn, der Atemluft oder dem Schweiß ausgeschiedene Wasser Information des Individuums in die Außenwelt abgeben würde.

Bereits hier hätten wir, wenn diese Theorie stimmt, einen Teil des Individuums Mensch (des Systems Mensch, wie ich sage), der nicht sterblich ist, sondern die Existenz des Individuums überdauert. Einerseits überlebt das Wasser als vorübergehend im System Mensch befindliche Materie das Leben des Individuums, andererseits die ihm im Menschen hinzugefügte Information. Da dieses Wasser sich auch vorübergehend in anderen lebenden Systemen, im Flusswasser, im Meerwasser oder in Wolken befunden hat und später wieder befindet, wäre sogar ein Informationsaustausch zwischen all diesen Lebenden und Nichtlebenden Systemen denkbar.

Das aber nur nebenbei.

Hier will ich das System Mensch in zwei andere Teile aufteilen, nämlich in den Teil, der genetisch gespeicherte Informationen enthält und den Teil, der diese Information verbreitet. Der menschliche Körper ist in dieser Sichtweise lediglich der Effektor dieses Informationsträgers, der die Aufgabe erfüllt, die Information zu verbreiten (1).

Der unsterbliche Teil des Menschen

Der Teil, der genetisch gespeicherte Information enthält, ist im Prinzip im Kern jeder lebenden Zelle enthalten. Da aber bei der zweigeschlechtlichen Vermehrung nur ein haploider Chromosomensatz an die nachfolgende Generation weitergegeben wird, begrenze ich den unsterblichen Teil des Individuums auf diesen einen haploiden Chromosomensatz mit seinen vielen Genen und grenze ihn vom Rest des Körpers ab. Der Rest des Körpers hat lediglich die Funktion, diese genetisch gespeicherten Informationen am Leben zu erhalten – durch regelmäßiges Atmen, Trinken und Essen usw. – und sie durch einen Geschlechtsverkehr an die nächste Generation weiterzugeben. Hat der riesige Restkörper diese Aufgabe erledigt und die nächste Generation durch regelmäßiges Füttern bis zur Geschlechtsreife am Leben erhalten, dann hat er das Seine getan, um diesen Teil seiner Materie auch nach seinem Tod weiter am Leben zu erhalten.
Im Vergleich zum riesigen Restkörper handelt es sich zwar bei diesen Genen um einen ganz geringen Teil seines materiellen Körpers, aber dieser kleine Teil seiner körperlichen Individualität überlebt ihn potentiell. Es ist daher der potenziell unsterbliche Teil des menschlichen Individuums.

Wenn weitere Generationen entstehen, setzt sich dieses körperliche Überleben fort, im Prinzip bis ins zeitlich Unendliche – falls die Menschheit nicht vorher zugrunde geht, was bei der gegenwärtigen Umweltzerstörung durch den Menschen sehr wahrscheinlich ist. Betrachtet man dieses Überleben eines kleinen Körperteils zeitlich in die andere Richtung, also zum Ursprung, so muss man feststellen, dass ein Teil des ersten Einzellers bis heute überlebt hat und im Rahmen der Evolution lediglich weitere unsterbliche Teile (Gene) hinzugekommen sind bzw. dass sich die Information im Lauf der Evolution einerseits quantitativ und andererseits qualitativ immer weiter vermehrt hat. Ich erinnere an mein Datenausbreitungsgesetz, das ich 2001 veröffentlicht habe (1).

Philosophische und theologische  Konsequenzen

Über den Sinn des Seins ist viel geschrieben worden. Es handelt sich um ein Hauptthema der Philosophie, die Ontologie. Ich will dies an dieser Stelle nicht referieren, möchte nur an Thomas von Aquin erinnern, der zu dieser Frage aus philosophischer und theologischer Sicht eine Antwort anbietet. (ich danke an dieser Stelle Thomas Knuth für seine diesbezüglichen Hinweise).

Während Aristoteles im Marmorblock bereits die Statue als Möglichkeit enthalten sieht, die vom Bildhauer aus den unendlich vielen Möglichkeiten ausgesucht und in Wirklichkeit transformiert wird, unterscheidet Thomas von Aquin nicht nur das Sein als Möglichkeit und als Wirklichkeit, sondern er geht weiter und unterscheidet in seiner Ontologie (= Lehre vom Sein) das Sein als Potenz und als Akt. Der Marmorblock enthält als Potenz zwar bereits die Statue, aber die Statue als Akt enthält ihrerseits die Potenz des Zerfalls in Staub.
Entsprechend den heutigen wissenschaftlichen Erkenntnissen wissen wir nun in Fortsetzung dessen, dass Materie aus Molekülen bzw. Atomen besteht, die ihrerseits auch zerfallen. Für diesen
Zerfall der Materie kennen wir sogar Halbwertszeiten, die spezifisch für jedes Element sind.
Das Menschenleben ist zu kurz, als dass wir den Zerfall der Materie beobachten könnten. Wir können diesen nicht mit unseren Augen wahrnehmen, trotzdem wissen wir von diesem Zerfall der Atomkerne, bei dem Strahlung oder alpha-Teilchen freigesetzt werden. Diese radioaktive Strahlung können wir mit geeigneten Geräten (also mit köperexternen Organen, wie die Philosophie Lebender Systeme das nennt) messen. Deshalb wissen wir das.

Die Physik hat weiterhin wissenschaftlich bewiesen, dass das Universum als abgeschlossenes System dem Gesetz der Entropie folgt, dass also das Universum an seinem Ende nicht mehr differenziert ist (in Galaxien, Atome usw.), sondern den "Wärmetod" stirbt. Das bedeutet, dass am Ende alles gleich warm ist und sich nichts mehr bewegen kann, weder Nichtlebende Systeme, noch Lebende Systeme. Lebende Systeme wären bereits lange vor diesem "Ende der Welt" ausgestorben. An der Gesamtenergie des Universums ändert sich dabei gar nichts. Diese ist stets unverändert gleich, da keine Energie oder Masse (die in Energie umgerechnet werden kann) das Universum verlassen kann oder von außen eindringen kann.

Dieser Endzustand des Universums ist also danach die Causa finalis des Universums, also sein Ziel und damit Endzweck – der Gottgläubige würde wohl sagen, dass dieser Zustand "Gott" sei.

Der Sinn des Lebens, die körperexterne Informationsspeicherung des Systems Mensch

Die Physik bzw. die Thermodynamik berücksichtigt dabei jedoch nicht, dass sich lange vor diesem Endzustand Lebende Systeme aus den Nichtlebenden Systemen entwickelt haben und dass diese eine Evolution vollziehen. Diese Evolution wird von der Philosophie Lebender Systeme etwas anders beschrieben als von Darwin. Die Mechanismen der Evolution sind jedoch dieselben, die Darwin entdeckt hat, nämlich Überproduktion und Selektion. Diese gelten auch für die Zivilisation des Menschen (2).

Während das Universum ein in sich geschlossenes System ist, aus dem nichts (keine Energie, keine Masse, keine Wellen oder Felder) entweicht, sind Lebende Systeme offen. Sie tauschen Masse usw. mit ihrer Umwelt aus. Diese Lebenden Systeme sind im Übrigen auch begrenzt, während das Universum unbegrenzt ist. Es ist unendlich groß, das größte, was existiert und vorstellbar ist ("Gottesbeweis" des Anselm von Canterbury). Daraus folgt, dass es unbegrenzt ist. Es hat keine Grenzen.

Innerhalb des Universums haben Lebende Systeme einen bestimmten Sinn und auch die Existenz des Menschen hat einen logischen Sinn, einen sogenannten Endzweck, eine Causa finalis. Dies ist eine Entdeckung der Philosophie Lebender Systeme. Das Ziel des Seins ist nach Thomas von Aquin die Form (Seele, das Geistige). Dieses Geistige ist jedoch, wie wir heute wissen, bezüglich der Lebenden Systeme als genetischer Code, der den Bauplan und die Funktionsplan des Lebenden Systems beinhaltet, in den Chromosomen, den DNS-Fäden, gespeichert.

Dieser genetische Informationsspeicher ist das erste Speichermedium der Natur.

Das zweite Speichermedium der Natur befindet sich in den Hirnen der Tiere und des Menschen.

Leider stirbt dieses Speichermedium der Natur sehr schnell, wenn es nicht mehr mit Sauerstoff versorgt wird. Mit dem Tod des Individuums stirbt dieser Informationsspeicher. (Oder umgekehrt: der Tod wird seit der Transplantationsmöglichkeit von Herzen als Hirntod definiert, bis dahin war der Herztod das Kriterium für den Todeseintritt - aber ein totes Herz kann man ja nicht transplantieren).

Der Mensch als einziges Tier auf der Erde hat es nun geschafft, die dort elektrochemisch gespeicherten Informationen in Sprache und optische Zeichen (Schrift) zu verwandeln, die außerhalb des sterblichen Körpers in Buchform und inzwischen auf elektronischen Medien gespeichert werden können und hat damit die "Evolution", der es um die Erhaltung und Verbreitung der genetisch gespeicherten Daten geht, abgelöst. Die Menschheit muss sich nicht mehr vermehren, um die Datenausbreitung zu sichern. Diese erfolgt inzwischen elektronisch, vor allem inzwischen über das Internet.

Da die Menschheit diesen Sprung von der intrazellulären zur körperexternen Datenspeicherung vollzogen hat, bildet sie ein eigenes neues "Reich", das sie vom Tierreich und Pflanzenreich grundsätzlich unterscheidet. Dies ist eine Erkenntnis der Philosophie Lebender Systeme.

Die Extropie

Informationstheoretisch kann die Entropie, also die Zukunftsentwicklung des Universums in Richtung "Wärmetod" (Gleichverteilung der Wärme) als Informationsverarmung beschrieben werden. In einer Welt der völlig gleich verteilten Wärme (Energie) existiert keine Information mehr.

Diesem Informationsverlust arbeiten Lebende Systeme entgegen. Sie erniedrigen die Entropie innerhalb ihres Körpers. Mit der Geburt des Menschen als schreibendes und lesendes Lebendes System hat nun eine Extropie begonnen. Diese Entwicklung der zunehmenden Information ist durch den Menschen auch nach außen getragen worden in das Universum hinein, das ja bereits an der Hautoberfläche des Menschen beginnt. Und die Geschwindigkeit der Ausbreitung dieser körperexternen Information nimmt potentiell zu - quantitativ. Und auch der Informationsinhalt vergrößert sich exponentiell - qualitativ. Es werden ständig mehr Informationen, mengenmäßig und inhaltsmäßig. Die vom Menschen geschaffene Ordnung, die Extropie, nimmt explosionsartig zu.

Und damit eröffnet sich die Hoffnung, dass irgendwann diese Extropie die Entropie überholt und das Universum nicht den "Wärmetod" stirbt, sondern dass sich Information und Ordnung im Universum verbreiten und dieses ausfüllen. Die Hoffnung also, dass sich Masse/Energie immer mehr und schließlich vollständig in Information umwandelt, anstatt sinnlos zu verpuffen, zu "dissipieren".

Die Vereinigung mit dem “Gott” der Gläubigen, die Thomas von Aquin im Auge hat, wäre dann nicht eine Vereinigung in gleichbleibender Wärme, sondern in einem Zustand größtmöglicher Information.

Wir werden das nicht erleben, liebe Freundin und lieber Leser. Aber in Anbetracht dieser Zukunft des Universums sollten wir unseren Kaffee doch noch besser genießen können als bisher.

Rudi Zimmerman, Berlin, den 11.02.2019

1. Rudi Zimmerman: Die Datentransformation. Das Individuum als selbstkopierender Datenträger und das Zeitalter des Systems Mensch. Berlin. 2001. ISBN 3-8311-1902-3

2. Rudi Zimmerman: Zivilisation als Fortsetzung der Evolution. Die Entwicklung der Erdbevölkerung zum System Menschheit. Berlin. 2008. ISBN 978-3-00-024701-9

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Philosoph Rudi Zimmerman  Philosophie3000  Die Datentransformation

 

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Sie können dort direkt zu meinen Thesen Stellung nehmen.

Biologisch besteht die Erdbevölkerung aus Horden schwer bewaffneter sprechender Affen. Kann die Evolution des Geistes diese zu einer Menschheit einen?

Mit dieser Frage beschäftigt sich die Philosophie lebender Systeme in dem Buch:

Zivilisation als Fortsetzung der Evolution.
Die Entwicklung der Erdbevölkerung zum System Menschheit.

ISBN 978-3000247019

Das Sein.
Ein lebendes System kenn nicht nichts tun

Hier gehts zum googeln in meinem Buch:
Das System Mensch. Konstruktion und Kybernetik des neuen ganzen Menschen.

Hier ein kurzer Vortrag bei Youtube:

Die Bedeutung der positiven Rückkopplung für die Einordnung des Individuums in die Gesellschaft

Hier gehts zu einem Aufsatz über das Geistige, nämlich die Information und ihre Übermittlung. Die Informationstheorie der PhilS

Bücher von Rudi Zimmerman:.

Das System Mensch.
Konstruktion und Kybernetik des neuen ganzen Menschen.
ISBN 3-00-012784-4

Die Datentransformation.
Das Individuum als selbstkopierender Datenträger und das Zeitalter des Systems Mensch.
ISBN 3-8311-1902-3

Philosophie lebender Systeme.
ISBN 3-00-004282-2
wird gerade überarbeitet und erscheint demnächst in 2. Auflage

Zivilisation als Fortsetzung der Evolution.
Die Entwicklung der Erdbevölkerung zum System Menschheit.
ISBN 978-3-00-024701-9