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Der Beginn der Menschheit durch Faltenbildung
von
Rudi Zimmerman
Stichworte: Faltenbildung; Oberflächenvergrößerung; menschliches Gehirn; Zivilisation
Liebe Freundin, sehr geehrter Leser,
nachdem ich Ihnen erläutert habe, warum ich hier den holprigen Begriff Menschart verwende, möchte ich Ihnen nun bestimmte morphologische Gemeinsamkeiten der Tierart Mensch nahe bringen. "Morphologisch" bedeutet, nebenbei bemerkt, die Äußerlichkeiten betreffend, die Form, die Gestalt. Es geht dabei in der Medizin um die materiellen oder organischen Gemeinsamkeiten aller Menschen bzw. um das Thema: welche sichtbaren Merkmale sind allen Menschen gemeinsam? Für den Arzt ist übrigens auch das Innere des Menschen sichtbar, seine Bauchhöhle mit dem Darm beispielsweise. Man muss ja schon im Studium Leichen aufschneiden und den toten Menschen von innen betrachten. Das ist nicht unbedingt angenehm, vor allem ist der Geruch nach Formalin, das die Leichen haltbar macht, keine schöne olfaktorische Wahrnehmung. Lieber würde ich jetzt Ihre Düfte wahrnehmen, liebe Leserin, als die Erinnerung an den Formalingeruch im Präparationssaal haben. Das können Sie mir glauben.
Die äußeren Gemeinsamkeiten aller Menschen
Die äußeren Gemeinsamkeiten aller Menschen sind Ihnen selbstverständlich bekannt, wie die zwei Arme und Beine und einen Kopf usw… Von innen sind alle Menschen übrigens noch gleicher. Außen ist ja beispielsweise die Hautfarbe schon unterschiedlich und die Augenfarbe sowieso. Bei allen Menschen gleich ist aber, dass sie bezüglich der Haut nur sehr wenig behaart ist im Vergleich zu unseren nächsten Verwandten, den Primaten, also den Schimpansen usw., den sogenannten Menschenaffen. Außer unseren langen Haaren am Kopf und im Gesicht (beim männlichen Menschen), sowie den längeren Haaren unter den Achseln und im Genitalbereich, sind wir Menschen sozusagen unbehaart oder nackig. Und diese Nacktheit ist das Schöne am Menschen, oder würden Sie sich von einem Affen angezogen fühlen, verehrte Leserin? Die sogenannte Unbehaartheit unterscheidet uns vom Menschenaffen, der ja schon 2 Arme hat, aber nicht so schön nackig ist wie der Mensch. Wir vernachlässigen dabei allerdings, dass der Mensch in Wirklichkeit Haare hat, diese sind jedoch im Vergleich zum Tierfell sehr kurz und fallen nicht so auf. Dass wir einen Kopf haben, ist nichts Besonderes. Fast alle Tiere besitzen den bereits. Es sei denn, sie sind kopflos, wie beispielsweise der Seestern. Selbst die Insekten besitzen bereits einen Kopf.
Das menschliche Gehirn
Was den Menschen nun charakterisiert, ist nicht nur das Äußere am Kopf, nämlich das Gesicht. Ist es nicht sehr schön, dass wir unser Gesicht am Kopf haben und nicht an irgendeinem anderen Körperteil, liebe Freundin? So ein ausdrucksvolles Gesicht wie der Mensch hat kein anderes Tier. Viel entscheidender als das, was wir am Kopf haben, ist das, was wir im Kopf haben, verehrte Dame. Der Inhalt des Kopfes ist es, das Gehirn. Ein Gehirn haben natürlich auch schon alle Säugetiere, und zwar in der gleichen Aufteilung wie der Mensch. Also worin unterscheidet sich das menschliche Gehirn von dem anderer Säugetiere und besonders von dem der Menschenaffen?
Um Ihnen dies zu erläutern, liebe Freundin, möchte Sie einmal bitten, in den Spiegel zu schauen.
Die Falten
In diesem Gesicht, das viel schöner, glatter, und vor allem unbehaarter als ein männliches Gesicht ist, werden Sie bei genauer Betrachtung vermutlich die ein oder andere Falte entdecken. So eine Falte werden Sie als unschön und störend empfinden. Ich hingegen kann Ihnen versichern, dass diese Falten Sie bedeutend interessanter machen. Das sehen junge Männer vermutlich anders, aber finden Sie nicht auch faltenlose Gesichter langweilig?
Nun möchte ich mich mit Ihnen nicht über die Schönheit äußerer Falten streiten. Medizinisch gesehen stellen Falten eine Oberflächenvergrößerung dar, und darauf kommt es hier an. Also beim Gehirn. Der Unterschied zwischen dem Gehirn eines Menschenaffen und eines Menschen liegt in der Menge und Tiefe der Falten! Das Menschenaffengehirn hat schon im Vergleich zum Gehirn anderer Säugetiere, wie der Kuh oder dem Schwein, mehr Falten und das menschliche Gehirn hat noch viel mehr Falten. Und diese vielen Falten im Gehirn machen den Menschen zum Menschen. Weil die Oberfläche des Gehirns durch diese Falten größer wird. Ähnliches haben wir übrigens im Darm mit den Darmzotten, die ebenfalls eine Oberflächenvergrößerung bewirken.
Die Zivilisation
Falten sind also im Prinzip etwas sehr Gutes, lieber Leser, deshalb verdammen Sie bitte nicht die Falten, die Sie in Ihrem Gesicht entdecken, sondern denken Sie daran, das Falten den Menschen zu dem gemacht haben, was er ist – natürlich die Falten an der richtigen Stelle. Durch diese Oberflächenvergrößerung des Gehirns kann der Mensch besser denken als andere Lebewesen, hat mehr Ideen und baut sich zusätzliche Organe, wie Hans Hass das bezeichnet hat. Der Mensch schneidert sich Kleidung zum Schutz vor der Kälte, er konstruiert sich Messer und Gewehre, die die Fähigkeiten seiner Hände verbessern. Und er baut sich Fahrräder und Autos, mit denen er sich schneller fortbewegen kann als mit seinen Beinen. Diese körperexternen Organe vergrößern dann den Unterschied zwischen Dem Menschen und dem Affen immer mehr. Aber ohne die zusätzlichen - zum Glück unsichtbaren - Falten unter der Schädeldecke wäre die menschliche Zivilisation nicht möglich gewesen. Man kann daher auch sagen: der Mensch, die Menschart, unterscheidet sich vom Affen durch die Zivilisation.
Das mag für heute genug Stoff sein, liebe Freundin, über den Sie nachdenken können. Lernen Sie Ihre Falten lieben und versuchen Sie bitte nicht, diese mit Botox zu vertuschen.
Demnächst werde ich Ihnen weitere Einzelheiten zur Tierart Mensch mitteilen.
Bis dahin vergessen sie ihre paar Falten, die sich im Alter nicht nur im Gesicht, sondern auch an anderen Körperteilen vermehren, und vergessen Sie nicht, das Leben zu genießen.
Ihr Rudi Zimmerman, Webphilosoph
Berlin, den 17.4.2015 |